hohlzke goes zollhaus??
Hier unsere Vision eines genossenschaftlich getragenen, partizipativen Gesamt-Kulturkonzepts, das wir als hohlzke gerne im Wohn- und Gewerbebau Zollhaus umsetzen möchten (PDF-Download).
Die hohlzke hat sich an den Partizipationsprozessen der Genossenschaft Kalkbreite beteiligt. Auch dank uns wird es im Kalkbreite-Neubau an der Zollstrasse ab 2020 erstmals offizielle Hallenwohnungen im Selbstausbau geben (Infos zum Bewerbungsprozess hier)!
Die Kulturgenossenschaft Zollhaus veranstaltet und lebt im Zollhaus genossenschaftlich getragene, partizipative Gesamt-Kultur. Dazu bietet sie erschwingliche Räume und schafft niederschwellige Strukturen für eine gemeinschaftliche Lebenskultur und selbst- organisierte Kulturveranstaltungen aller Art. Auf- grund der klaren Positionierung wirkt die Kulturgenossenschaft identitätsstiftend und entfaltet eine Strahlkraft weit über das Zollhaus und das gentrifizierte Umfeld hinaus.
An der Zollstrasse – an zentralster Lage um den Züricher Hauptbahnhof und unweit der ehemaligen, geschichtsträchtigen Kulturbesetzung Wohlgroth – bietet sich der alternativen Baugenossenschaft Kalkbreite die einmalige Chance, durch eine entschlossene Positionierung des Projekts als Kulturgenossenschaft Zollhaus einen Kontrapunkt zur kommerzialisierten Gentrifizierung des Quartiers zu setzen. Der Name Kulturgenossenschaft Zollhaus steht für die Trägerschaft, die im Zollhaus selbstorganisierte, kulturelle Veranstaltungen durchführt, oder auch für das gesamte Zollhaus-Bauprojekt. Der Fokus auf Kultur wurde aus mehreren Gründen gewählt: Kultur ist sinnstiftend, wirkt transformativ und schafft kollektive Identität.
Durch ein genossenschaftlich getragenes, partizipatives Gesamt-Kulturkonzept kann sich das Zollhaus an seinem exponierten Standort klarer als eine genossenschaftliche Wertegemeinschaft mit einem deutlichen Profil positionieren. Auf diese Weise kann sie dem er- warteten grossen Andrang von MietbewerberInnen und BesucherInnen, die möglicherweise nicht an Kultur oder genossenschaftlicher Partizipation, sondern eher an günstigem Wohnraum an zentraler Lage interessiert sind, standhalten. Allen Zollhaus-GenossenschaftlerInnen kann sie dafür umso mehr ein Ort der Zugehörigkeit sein und eine für Stadt und Bevölkerung wohltuende Strahlkraft entwickeln.
Dieser Businessplan stellt ein Gesamt-Kulturkonzept für das Zollhaus vor. Mit Gesamt-Kultur ist hier ein weit gefasster, transdisziplinärer Kulturbegriff gemeint, der von ästhetischen Wertungen und Ausgrenzungen absieht und «ganzheitliche Lebensformen», d.h. das künstlerisch-kreative wie auch soziales, politisches und ökologisches Bewusstsein des Kollektivs in den Mittelpunkt rückt. Die Gesamt-Kultur versteht sich als vollständig in den Lebensalltag der MieterInnen im Zollhaus integriert. Das Gesamt-Kulturkonzept lehnt sich dabei an die Prinzipien der Kulturvermittlung an. Diese begünstigt niederschwellige Formen der kulturellen Partizipation und stellt Mittel zur Reflexion, Austausch und Aneignung zur Verfügung. Permakultur auf den Dächern, gemeinsames Kochen und Essen in der Caféteria, Wochenmärkte und Werkschauen mit Zollhaus-Produkten oder Lesungen und Politdiskussionen im Forum, Konzerte bis hin zu mehrtägigen Themenfestivals im Theater und weiteren Räumen – all dies gehört zur Gesamt-Kultur im Zollhaus. Die entstehende Gesamt-Kultur ist für alle erschwinglich, niederschwellig, innovativ, nicht-kommerziell und je nach Kollektiv-Entscheid meistens für eine breitere Öffentlichkeit zugänglich.
Die Kulturgenossenschaft Zollhaus schafft die Voraussetzungen für ein zwangsfreies Entstehen einer kollektiven Lebenskultur, welche niederschwellige Teilhabe und Anteilnahme fördert und über kurz oder lang transformative Wirkung erzielt. Das Gesamt-Kulturkonzept trägt massgeblich dazu bei, den Zielsetzungen der Genossenschaft Kalkbreite gerecht zu werden, welche Arbeit, Wohnen und Kultur verbindet und das Bewusstsein für ein genossenschaftliches Zusammenleben schärft.
Gesamt-Kultur von Anfang an integriert
Bereits in der Planungsphase des Neubaus wird die in diesem Businessplan beschriebene Gesamt-Kultur integral mitgedacht. Im Zollhaus entstehen so die da- für erforderlichen Räume und Strukturen. Gleichzeitig werden Signale gesetzt, die künstlerisch-kreative, sozio-öko-polito-genossenschaftlich interessierte und engagierte BewohnerInnen und Betriebe ansprechen.
Dieser Businessplan zeigt auf, dass das Gesamt-Kulturkonzept trotz fortgeschrittener Bauplanung noch realisierbar und finanzierbar ist, und macht Vorschläge, wie die Kulturgenossenschaft organisiert werden kann. Durch die grundsätzliche Offenheit und pro- gressive Einstellung der Baugenossenschaft Kalkbreite, deren Werte und Ziele mit denen der Kulturgenossenschaft weitgehend übereinstimmen, sind wichtige Voraussetzungen gegeben.
Prämissen für das Zustandekommens des Projekts sind: 1) ein frühzeitiges Signal und ein klares Bekennt- nis zur genossenschaftlichen Gesamt-Kultur, damit eine passende Trägerschaft angesprochen wird; 2) die Umlagerung der Grundmieten für Kulturräume auf die Mieterschaft, damit die MieterInnen direkt Anteil haben und die Kulturräume kostengünstig bespielen können; 3) eine Entflechtung von lärmintensiven von lärmsensitiven Nutzungen und Funktionen, um Nut- zungskonflikten und Lärmklagen vorzubeugen; 4) die Optimierung des Schallschutzes, d.h. die Ausrichtung auf eine Kulturnutzung.
Die Kulturgenossenschaft Zollhaus ist die Trägerschaft, welche die im Zollhaus genossenschaftlich getragene, partizipative Gesamt-Kultur veranstaltet und lebt. Mitglied wird man, indem man im Zollhaus arbeitet oder wohnt (automatische Kollektivmitgliedschaft) und/oder indem man eine Einzelmitgliedschaft erwirbt (internes oder externes Einzelmitglied). Die Kulturgenossenschaft Zollhaus setzt die partizipative Gesamt-Kultur um und stellt allen Mitgliedern erschwingliche Räume und niederschwellige Strukturen zur Verfügung. Neben einer bezahlten Koordinationsstelle Partizipation ist ein von der Kulturgenossenschaft gewähltes Organ geplant, die sogenannte Kulturkommission. Diese prüft Anträge und gibt selber Impulse, wenn Anträge fehlen.
Auch wenn die Zollhaus-Mietenden aufgrund der Umlagerungen und einer Kollektiv-Mitgliedschaft gewisse Privilegien geniessen (z.B. das Hosting von Anlässen), soll es grundsätzlich jedem Mitglied der Kulturgenossenschaft Zollhaus möglich sein, Anträge für Kulturanlässe zu stellen oder bei der Organisation mitzuwirken und an diesen beizuwohnen. Ein Beirat mit Kapazitäten aus Gesellschaft und Kultur soll die Kulturgenossenschaft beraten, gesellschaftlich, politisch und kulturell verankern und zusätzliche Impulse verleihen.
Jedes Mitglied trägt die Gesamt-Kultur im Zollhaus mit, sei es durch die kollektive Umlagerung gewisser Raummieten auf die MieterInnen, durch Einzelmitglieder-Beiträge, durch aktive Teilnahme an Planung, Durchführung oder durch den Besuch von Veranstaltungen bis hin zur wohlwollenden Duldung.
Kosten durch Umlagerung im Griff
Zur Berechnung der Projektkosten werden folgen- de Kostenarten unterschieden: die Infrastruktur- und Ausstattungskosten (Grundkosten) sowie die jährlichen Betriebskosten. Die Baugenossenschaft Kalkbreite stellt Räume im Grundausbau zu Verfügung und übernimmt die Grund-Ausstattungskosten. Bereits im aktuellen Plan der Baugenossenschaft Kalkbreite ist es vorgesehen, die Grundkosten für gewisse Gemein- schaftsräume auf alle MieterInnen des Zollhauses umzulagern (Aufenthaltsräume, Weissräume, Betriebs- büro, Caféteria, Lager, Toiletten etc.). Dies mindert den Kostendruck auf diese Räume massiv, weil NutzerInnen nur noch allfällige über den Normalbetrieb hinaus gehende Betriebskosten decken müssen. Für die vorgeschlagene Kulturgenossenschaft soll dieses Modell auch auf die Räume übertragen werden, welche die nötigen Voraussetzungen für Kulturanlässe erfüllen. Wenn diese Räume zu «marktüblichen» Konditionen gemietet und bespielt werden müssten, würden sie definitiv zu teuer und niederschwellige Gesamt-Kultur verunmöglicht.
Die für das Projekt Kulturgenossenschaft Zollhaus ausschlaggebende, zusätzliche Umlagerung der Grund- miete von Forum und Theaterraum auf alle Mietenden beträgt rund 81’000.– Franken pro Jahr – umgerechnet auf die 185 BewohnerInnen entspricht dies weniger als 37.– Franken pro Monat und BewohnerIn. Dafür erhalten alle Mietenden automatisch Anteilnahme an der Kulturgenossenschaft, inkl. privilegierten Zugang zu allen Kultur- und Gemeinschaftsräumen, den Hostings- und Programmationssitzungen, Gratis-Eintritte für nicht ausgebuchte Theatervorstellungen, Rabatte bei den Gastronomiebetrieben und anderes.
Die Betriebskosten der Kulturgenossenschaft Zollhaus bestehen aus Kosten für das Personal, Materialien, Verwaltung, Wartung, Unterhalt, Investitionen und betragen rund 75’000.– Franken jährlich. Dank der Umlagerung, einem Überbrückungsdarlehen von 110’000.– Franken der Baugenossenschaft und Mitgliedsbeiträgen von mittelfristig 95’000.– Franken kann der Betrieb nach 3 defizitären Anfangsjahren ab dem 4. Jahr bereits schwarze Zahlen schreiben. Ab dem 5. Jahr wird einen Gewinn von jährlich 36’000.– Franken erzielt. Aus diesen Gewinnen werden das Darlehen zurückbezahlt, allfällige Anschaffungen getätigt und Reparaturen bezahlt. Damit werden aber auch defizitäre Veranstaltungen querfinanziert und Defizitgarantien für bestimmte Events gesprochen.
Ohne Umlagerungen bliebe das Gesamt-Kulturprojekt grundsätzlich im roten Bereich, mit einem jährlich wachsenden Defizit. Das Engagement der Kulturkommission und aller Mitglieder spiegelt sich in der professionellen Selbstorganisation und hohen Eigenleistung, die dieses partizipativ getragenes Projekt ausmachen.